Mund abwischen – und nach vorne blicken! Nach dem 5. Platz bei der Deutschen Meisterschaft wollen die Männer des TV Brettorf in der anstehenden Feldsaison wieder für mehr Furore sorgen. Das haben sich Vincent Neu und seine Teamkollegen fest vorgenommen. Für Neu war die Hallensaison ohnehin besonders, war sie aufgrund eines Brasilien-Aufenthaltes doch kürzer als gewohnt.
Vincent, Du hast die ersten Saisonspiele verpasst, da du bis Anfang Dezember in Südamerika warst und für den brasilianischen Top-Klub Sogipa Porto Alegre unter anderem an der Brasilianischen Meisterschaft, dem World Tour Finale und der Südamerikameisterschaft teilgenommen hast. Wie hast du die drei Monate erlebt?
Vincent Neu: Die Zeit in Brasilien war für mich sehr Besonders. Zum einen die Südamerikanische Kultur, mit ihren Finessen aber auch die neue Perspektive auf den Faustballsport. Insgesamt werde ich mich immer sehr positiv daran zurück erinnern. Und wer weiß, ob es nur eine einmalige Erfahrung für mich war… 😉
Welche Erfahrungen konnte man dort menschlich aber auch sportlich sammeln?
Vincent Neu: Wie schon gesagt, ist die Kultur etwas sehr Besonderes. Zum einen sehr familiär, da ich sehr schnell, gut aufgenommen wurde und mich gut integrieren konnte. Aus sportlicher Sicht war es besonders spannend zu sehen, welche Leidenschaft und Bereitschaft die Teams aus Sogipa in den Faustballsport geben.
Was für Unterschiede hast du zwischen dem Faustball in Europa und Südamerika festgestellt?
Vincent Neu: Ich hatte das Gefühl, dass die Männer und Frauen in den drei Monaten ihr ganzes Leben nur auf den Sport ausrichten, obwohl sie ja auch arbeiten, studieren und Familien haben. Das war bemerkenswert und für mich auch erstmal neu.
In der entscheidenden Saisonphase bist du dann ins Team zurückgekehrt. Wie schwer ist dir die Umstellung zwischen der Feldsaison in Brasilien und der Hallensaison in Deutschland gefallen?
Vincent Neu: Die Umstellung zur Hallensaison in Deutschland, war für mich alles andere als einfach. Ich habe mich zwar sehr auf mein gewohntes Team gefreut, muss aber gestehen, dass ich im Nachhinein doch etwas mehr Zeit benötigt hätte, um mich wieder ganz an das Spiel in der Halle zu gewöhnen.
Zum Abschluss der Bundesliga Nord stand für euch Tabellenplatz eins und die Nordmeisterschaft zu Buche. Wie bewertest du das Abschneiden in der Liga?
Vincent Neu: Meiner Meinung nach ist die Saison sehr holprig verlaufen. Malte war anfangs noch verletzungsbedingt angeschlagen und wir konnten wenige Spiele komplett dominieren, haben aber unsere Hausaufgaben gemacht. Wir hatten sicherlich auch etwas Glück sind aber letztlich verdient Nordmeister geworden.
Bei der Deutschen Meisterschaft in Hagen habt ihr dann eine extrem ausgeglichene Vorrundengruppe mit dem TSV Hagen 1860 und TV Käfertal erwischt – gegen die es eine 2:3 und eine 1:3-Niederlage gab. Damit musstet ihr bereits am Samstag das „Aus“ hinnehmen. Was hat gefehlt, um am Sonntag noch in den Kampf um die Medaillen anzugreifen?
Vincent Neu: Die Meisterschaft hat den Saisonverlauf dann leider gut widergespiegelt. Wir waren auf keiner Position zu 100 Prozent verlässlich und haben zu viele Fehler im Spiel eingebaut, sodass es nicht mehr möglich war, auf so einem Niveau weiterzukommen. Entscheidend war natürlich das Spiel gegen Hagen, welches wir nach einer 2:1-Führung, so nicht aus der Hand geben dürfen.
Nun geht der Blick auf die anstehende Feldspielzeit. Wie laufen eure Vorbereitungen?
Vincent Neu: Wir haben die vergangene Saison zusammen besprochen und wollen die kommende mit mehr Ehrgeiz und Fleiß eines jeden einzelnen bestreiten. Das wird meiner Meinung nach auch nötig sein, da wir durch den Abgang von Marcel Osterloh leider einen Spieler weniger im Kader haben. Zur Vorbereitung sind wir nach Stammheim zu den Stuttgart Open gereist und haben dort bereits gute Leistungen gezeigt. Die traditionelle Generalprobe beim TKH-Turnier lief mit dem ersten Platze ebenfalls erfolgreich.
Mit welchem Ziel geht ihr in die Saison, wie schätzt du die Konkurrenz ein?
Vincent Neu: Ich denke die Saison wird sehr eng werden, da Hagen, die Berliner Turnerschaft und Leichlingen immer Kandidaten für die Plätze der Deutschen Meisterschaft sind. Wir müssen auf uns schauen und wieder zu unserem gewohnten Spiel finden. Wenn wir das schaffen, ist es gut möglich als Nordmeister an der Deutschen Meisterschaft in Stammheim teilzunehmen und uns dort bis ins Finale durchzukämpfen.
Der Kader
Hauke Rykena, Vincent Neu, Malte Hollmann (Angriff), Hauke Spille, Tom Hartung, Moritz Cording (Zuspiel/Abwehr); Klaus Tabke (Trainer), Tim Lemke (Co-Trainer)
Die Heimspieltage (Hinrunde)
- Sonntag, 5. Mai (15 Uhr), Gegner: TuS Empelde
- Sonntag, 2. Juni (11 Uhr), Gegner: VfL Kellinghusen
Der Gegner-Check
Wer schafft den Sprung in die Meisterrunde und kämpft um die DM-Tickets? Und wer muss in der Abstiegsrunde alles dafür tun, um den Ligaverbleib im Oberhaus zu sichern? Diese Frage stellt sich in der 1. Bundesliga Nord der Männer wieder einmal für die acht teilnehmenden Teams. Die Brettorfer Konkurrenz im Überblick:
VfL Kellinghusen
Unter dem Hallendach traten die Schleswig-Holsteiner als TSV Lola an – und verpassten mit 6:22 Punkten den sportlichen Klassenerhalt. Diesen hatte man im Nachgang dann erst dem Rückzug vom TSV Hagen 1860 zu verdanken. Personell gibt es beim VfL derweil kaum Veränderungen. Ein dickes Fragezeichen steht aber hinter Rouven Kadgien, der mit dem Nationalteam 2022 den World Games-Titel gewann und zuletzt von Verletzungen geplagt war. Sollte er nicht fit werden, liegt die Last im Angriff auf den Schultern von Sascha Heidrich und Jannis Wethling.
Prognose: Als TSV Lola stand das Team unter dem Hallendach auf einem Abstiegsplatz. Auf dem Feld gelingt in der Abstiegsrunde aber der sportliche Klassenerhalt: Platz 6.
TuS Empelde
Als 65. Verein geht der TuS Empelde auf Punktejagd in der Feld-Bundesliga im Norden. Bekannteste Person im Team aus dem Südwesten von Hannover dürfte dabei an der Seitenlinie stehen. Trainer Martin Becker war als Ausnahmeangreifer viele Jahre eine wichtige Größe im Nationalteam und für seine Schlaghärte bekannt. Nach gerade einmal zwei Jahren in der 2. Bundesliga gelang den Lila-Weißen nun der Aufstieg ins Oberhaus. Hier präsentiert der TuS einen gesunden Mix aus gestandenen Faustballern und aufstrebenden Nachwuchstalenten.
Prognose: Für den einen oder anderen Satzgewinn gegen die arrivierten Teams wird Empelde sorgen – für den Klassenerhalt reicht es mit Platz 7 aber nicht.
MTV Wangersen
14 Spiele, ein Sieg und 13 Niederlagen – das Gastspiel des MTV Wangersen in der Hallen-Bundesliga war ein kurzes und endete für den Aufsteiger letztlich als Schlusslicht mit dem direkten Abstieg. Draußen möchte das Team aus dem Kreis Stade nun unbedingt, ein gewichtigeres Wörtchen im Kampf um den Klassenerhalt mitreden. Nicht mehr unterstützen wird hier jedoch Angreifer Christian Struck, der nach der Hallensaison seinen Abschied verkündet hat, die Hauptlast im Angriff wird somit auf den Schultern von Nick Poppe liegen. Auch an der Seitenlinie gibt es beim MTV, nach vielen Jahren der Konstanz, eine Veränderung. Stephan Werner – der als Spieler einst bei der ersten Brettorfer DM 1982 in Wildeshausen für den MTV auflief – beerbte im März den langjährigen Coach Werner Behnken. Ansonsten bleibt das Aufgebot unverändert und möchte es den etablierten Teams unter freiem Himmel deutlich schwerer machen.
Prognose: Durch den Abschied von Christian Struck dürfte das Spiel des MTV noch berechenbarer werden. Auch auf dem Feld wird Wangersen mit Platz 8 den Gang in Liga zwei antreten müssen.
TSV Hagen 1860
Es war eine äußerst schwierige Saison, die der TSV Hagen 1860 unter dem Hallendach zu meistern hatte. Von zahlreichen Verletzungen geplagt, schmolz das Personal an so manchem Spieltag extrem zusammen. Keine optimalen Vorbereitungen, um sich auf die Heim-DM vorzubereiten, für die man als Ausrichter bereits im Vorfeld das Ticket in der Tasche hatte. Immerhin: Im Saisonendspurt gelang den Westfalen, sich auch sportlich für die nationalen Titelkämpfe zu qualifizieren. Mit einem Sieg in der Vorrunde gegen den TV Brettorf zog das Team ins Halbfinale ein, der Traum von einer Medaille verwirklichte sich aber nicht. Auf dem Feld geht es für die Sechziger nun darum, mit verkleinertem Kader zu bestehen. So müssen Hartmut Maus und Dirk Schachtsiek künftig auf Philipp Müller und Florian Kutscher verzichten.
Prognose: Auch wenn der Kader weiter geschmolzen ist, der TSV ist auf dem Feld stärker einzuschätzen als in der Halle und somit heißester Anwärter auf die Nordmeisterschaft – Platz 1!
Leichlinger TV
Zweimal Tabellenplatz sechs stand für die Faustballer des Leichlinger TV nach ihrem Aufstieg in den beiden Feld-Spielzeiten 2021 und 2022 zu Buche, in denen man dem Abstieg somit zweimal von der Schippe springen konnte. Ganz anders in der Feldsaison 2023: Nach der DM-Qualifikation in der Halle wiederholte der LTV diesen Erfolg direkt und qualifizierte sich für die nationalen Titelkämpfe in Unterhaugstett. Auch in der vergangenen Hallensaison mischte der LTV wieder in der Spitzengruppe mit, verpasste mit Platz vier aber die DM-Qualifikation knapp. Diese möchte man nun mit unverändertem Kader erneut angreifen.
Prognose: Die Feld-DM in Stammheim wird mit dem Leichlinger TV über die Bühne gehen. Sollte der LTV verletzungsfrei bleiben, positioniert sich das Team hinter Hagen und Brettorf auf Platz 3.
VfK Berlin
Platz zwei im Norden und die damit verbundene Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft in Hagen – diese hatten dem VfK Berlin vor Beginn der vergangenen Hallensaison wohl nur die wenigsten zugetraut. Doch das Team um Hauptangreifer Sebastian Kögel-Fideli wusste insbesondere gegen die direkte Konkurrenz zu überzeugen und die nötigen Punkte einzufahren. Dass bei der DM dann ein recht chancenloses „Aus“ in der Vorrunde zu Buche stand, konnte die Freude über eine erfolgreiche Saison nicht schmälern. Die möchte der VfK mit unverändertem Kader auch in der Feldsaison wieder und mindestens den fünften Platz aus der Saison zuvor bestätigen.
Prognose: Ganz so stark wie in der Halle präsentierten sich die Hauptstädter zwar nicht – mit Platz 5 schaffen sie den Klassenerhalt aber erneut souverän.
Berliner TS
Nach zwei Qualifikationen zu den Deutschen Meisterschaften auf dem Feld (2020 & 2021) kam die Berliner Turnerschaft in den vergangenen beiden Spielzeiten nicht über die Abstiegsrunde hinaus (5. & 6. Platz), schaffte den Klassenverbleib aber jeweils recht souverän. Zur neuen Spielzeit möchte man in der Hauptstadt wieder ein gewichtiges Wörtchen mitreden, wenn es um die Plätze unter den ersten vier Teams geht. Viel abhängen wird dabei einmal mehr von Hauptangreifer Timon Lützow, der sich auch Chancen auf den EM-Kader von Bundestrainer Olaf Neuenfeld ausrechnet.
Prognose: Wenn Timon Lützow fit bleibt, ist die Turnerschaft in dieser Saison wieder ein Kandidat für die Meisterrunde und den Kampf um die DM-Tickets: Rang 4.