Hauke Rykena: „Wir wollen wieder Nordmeister werden“

3. Mai 2023

Welch eine erfolgreiche Saison: Zehn Jahre nach dem Deutschen Vizemeistertitel 2013 in Coburg standen die Bundesliga-Männer des TV Brettorf in Gärtringen wieder im Endspiel einer Deutschen Meisterschaft. Mit einem perfekten Wochenende belohnte sich die Mannschaft von Trainer Klaus Tabke für eine Saison, die von Höhen und Tiefen geprägt waren. Den Schwung wollen die Brettorfer Männer nun auch in die Feldsaison mitnehmen. Angreifer Hauke Rykena blickt auf die Bundesligaspielzeit unter dem Hallendach zurück, spricht über seine Erlebnisse bei der DM in Gärtringen und gibt einen Ausblick auf die kommenden Monate.

Platz 1 in der 1. Bundesliga Nord, eine starke Deutsche Meisterschaft – und am Ende die Deutsche Vizemeisterschaft: Für die 1. Herren war die vergangene Hallensaison die erfolgreichste seit zehn Jahren. Wie blickst du auf die vergangenen Monate zurück?

Zuallererst einmal bin ich froh und glücklich mit dem, was am Ende dabei herausgekommen ist. Anfangs mussten wir uns daran gewöhnen, dass Vincent uns im Angriff fehlte. Dann lief es doch richtig gut und wir haben nur ein Spiel verloren. Als ich mich im Dezember verletzt habe, war ich natürlich erschüttert. Zwar habe ich daran geglaubt, dass wir mithilfe von Vincent und unserer guten Teamleistung es bis zur DM schaffen, aber ich selber habe nicht mehr erwartet, diese Saison mitzuspielen. Die Jungs haben ihre Sache wirklich super gemacht, gerade auch in der Abwehr. Dann verletzte sich auch noch Malte und Tobi musste uns beim Spiel gegen Ahlhorn helfen. Auch wenn das eine sehr spezielle Saison war, bin ich mehr als zufrieden mit dem Ergebnis.

Geprägt war die Bundesligasaison dabei von Verletzungen. Auch du hast verletzungsbedingt alle Spiele im Jahr 2023 verpasst. Wie war die Zeit, ohne auf dem Platz zu stehen?

Die Zeit war schlimm für mich, gerade in den ersten Wochen. Ich hatte immer Schmerzen. Es hat sich wie eine Ewigkeit angefühlt, bis ich wieder gehen konnte. Als ich dann die Krücken ablegen und wieder ins Fitnesstraining einsteigen konnte, war das schon ein sehr gutes Gefühl. Die Auswärtsfahrten habe ich leider nur am Handy verfolgen können und bei den Heimspielen konnte ich nur am Seitenrand zusehen und mein Team anfeuern.

Trotz all der Schwierigkeiten habt ihr euch den ersten Platz im Norden gesichert. Was war entscheidend dafür, dass ihr die Konkurrenz dennoch auf Distanz halten konntet?

Ich denke, es lag an zwei Faktoren. Vincent kam zurück. Er hat mit Malte super harmoniert und als Malte auch noch ausfiel, hat er seinen Job als einziger Angreifer sehr gut gemacht. Ohne ihn wären wir bestimmt nicht Nordmeister geworden. Dazu ist unsere Abwehrreihe über sich hinausgewachsen, auch im Angriff. Wann warst du dir sicher, dass es für die Deutsche Meisterschaft in Gärtringen reichen könnte? Es war in der Woche vor der Meisterschaft. Ich hatte in den beiden Trainingseinheiten am Dienstag und am Donnerstag das erste Mal seit meiner Verletzung wirklich Großfeld gespielt und es lief gut. Vorher konnte ich dies leider nicht und musste mich mit Übungen zufriedengeben, die weniger Bewegung beinhalteten.

Als Nordmeister ging es für euch zunächst gegen den Leichlinger TV, im Anschluss habt ihr Titelverteidiger TSV Pfungstadt das Leben schwer gemacht. Wie hast du den Vorrundentag erlebt?

Ich war schon nervös. Ich hatte seit fast drei Monaten kein wirkliches Faustballspiel mehr gespielt und war nicht topfit. Wir wussten, dass Leichlingen ein sehr unangenehmer Gegner sein kann. Im Spiel war es ein ständiges Auf und Ab. Als wir dann gewonnen hatten, waren wir extrem glücklich, weil dies eigentlich schon der Halbfinaleinzug war. Damit hatten wir das erste Ziel erreicht. Nun konnten wir entspannt ins zweite Spiel gehen und das hat man auch gemerkt. Wir haben deutlich befreiter aufgespielt und haben Pfungstadt einen Satz abgenommen. Dann schaltete Pfungstadt den Turbo ein und wir machten leider zu viele Fehler. Wir haben uns aber trotzdem auf das Halbfinale am nächsten Tag gefreut, gerade auch da dies unser erstes Halbfinale bei einer DM gegen ein anderes Team als Pfungstadt sein würde.

Hier habt ihr es mit dem TV Vaihingen/Enz zu tun bekommen. Wie seid ihr die Begegnung angegangen?

Wir hatten im Vorfeld leider nicht die Zeit, uns Vaihingen anzusehen. Dies hat Tim Lemke für uns übernommen und uns gebrieft, wie wir taktisch vorgehen sollten. Dazu hatten wir etwas Glück mit Johannes Eigenfehlern. Aber er musste Druck aus der Angabe machen, da wir den Ball sonst hätten gut aufbauen können. Dazu kam unsere starke Defensive, die Johannes dann auch zwang, weiter sehr risikoreich zu spielen.

Der Finaleinzug war geschafft, hier ging es erneut gegen Pfungstadt. Auch wenn am Ende ein 0:3 stand – es war in allen drei Sätzen ein Duell auf Augenhöhe. Wie groß war am Ende die Enttäuschung, dass es nicht zum Titelgewinn gereicht hat?

Wir wollten mitspielen und auf keinen Fall aufgeben. Tabbi hatte gesagt, dass wir nichts zu verlieren hatten und so spielten wir dann auch. Ich selbst hatte echt Spaß. Das war mein erstes DM-Finale, noch dazu war die Stimmung in der Halle super. Wir waren in allen drei Sätzen dran und mit ein wenig mehr Glück hätten wir auch den einen oder anderen Satz gewonnen. Enttäuscht war ich nach dem Finale trotzdem. Zwar nicht lange, denn wir hatten ja Silber gewonnen, aber man will immer gewinnen. Man geht danach natürlich im Kopf die entscheidenden Szenen durch, in denen man Fehler gemacht hat oder nicht gut gespielt hat. Aber Pfungstadt war der klare Favorit und wir hatten uns nichts vorzuwerfen.

Nun steht die Feldsaison vor der Tür – und auch hier reißt das Verletzungspech nicht ab. Wie laufen die Vorbereitungen und mit welchem Kader geht ihr in die anstehende Spielzeit?

Wir sind seit Anfang April wieder im Training und es geht den Wetterverhältnissen entsprechend ganz gut. Malte hatte die ersten Wochen leichte Knieprobleme, steigt jetzt aber wieder richtig ins Training mit ein. Moritz hat sich leider auf der Arbeit schwer verletzt und fällt wohl längere Zeit aus. Marcel wollte sich diese Saison eine Auszeit nehmen, um dann in der Halle wieder dabei zu sein. Aufgrund der Verletzung steht Tabbi aber schon in Kontakt zu Marcel. Es wird auch jetzt wohl Elias Borchers öfter mal zu Einsätzen kommen.

Auf dem Feld musstet ihr euch in der 1. Bundesliga Nord hinter dem TSV Hagen 1860 auf Rang zwei einordnen, in der Halle hattet ihr die Nase vorn. Wird es auch in dieser Spielzeit ein Duell zwischen dem TSV und TVB um Platz eins oder wie schätzt du die Konkurrenz ein?

Die Zielsetzung ist klar formuliert. Wie in der Hallensaison wollen wir Nordmeister werden. Hagen ist ein Kandidat, der um die Nordmeisterschaft mitspielt. Aber auch die Berliner TS würde ich nicht abschreiben. Im Feld spielen sie meist besser als in der Halle und sie haben sich auch schon mehrfach für die DM qualifiziert. Dazu kommt auch noch, dass sowohl Hagen als auch wir Verletzungsprobleme bei der Hallen-DM hatten und es nicht ganz klar ist, wer alles am Ende aufläuft.


Die Gegner

TSV Hagen 1860

Nordmeister, Bronzemedaillengewinner beim Europacup und der DM auf dem Feld, dazu Silber beim Hallen-Europacup: Der TSV Hagen 1860 eilte in den vergangenen Monaten von Erfolg zu Erfolg. Einzig bei der Hallen-DM vor wenigen Wochen in Gärtringen verpasste der TSV mit Platz vier den Sprung auf das Podest. Nun möchten die Westfalen auf dem Feld zu alter Stärke zurückfinden. Veränderungen im Neuner-Kader gibt es keine, somit kann das Trainerteam weiterhin auf einen ausgeglichenen Mix zurückgreifen.

VfK Berlin

Saison eins nach den Abschieden der arrivierten Kräfte hat der VfK Berlin schadlos überstanden. In der abgelaufenen Hallensaison machten die Hauptstädter bereits vor dem letzten Spieltag den Klassenerhalt perfekt. Vier Siege standen für die Mannschaft um die beiden Brüder Sebastian und Manuel Kögel am Ende zu Buche. Der talentierte Nachwuchs, der jüngst bei der U18-DM eine weitere Bronzemedaille gewann, erhielt dabei immer mehr Spielzeit und dürfte sich langsam aber sicher ans „Klima 1. Liga“ gewöhnen. Vorrangiges Ziel ist es, die Klasse zu halten.

SV Moslesfehn

Was für eine Saison: Als Aufsteiger begeisterte der SV Moslesfehn in der vergangenen Feldsaison die Liga. Mit großem Einsatz in der Abwehr und der nötigen Durchschlagskraft im Angriff schaffte es der SVM als Aufsteiger in die Meisterrunde und beendete die Saison auf Platz vier – der besten Platzierung seit 2001. Daran anknüpfen konnte die Mannschaft von Coach Bodo Würdemann in der Halle jedoch nicht. Mit großen Ambitionen gestartet, ließ man in den entscheidenden Spielen die Punkte liegen und musste letztendlich den Gang in Liga zwei antreten. Umso größer dürfte die Vorfreude nun aber sein, auf dem Rasen wieder zu begeistern.

Berliner TS

Lange mischte die Berliner Turnerschaft in der Hallensaison im Kampf um die DM-Plätze mit, am Ende ließen verletzungsbedingt aber die Kräfte nach. Somit verpasste das Team die erste DM-Teilnahme unter dem Hallendach mit Platz vier. Nun gilt es, sich wieder auf dem Feld zu behaupten. Hier gelang bereits zweimal, sich für die nationalen Titelkämpfe zu qualifizieren. Das Team um Angreifer Timon Lützow bleibt dabei bestehen.

Leichlinger TV

Es war der größte Erfolg der Leichlinger Bundesligamannschaft: Mit Platz drei im Norden qualifizierte sich der LTV für die Deutsche Meisterschaft in Gärtringen. In der entscheidenden Phase gewannen die Rheinländer die wichtigen Spiele und verdienten sich so ihr DM-Ticket. Nach Niederlagen gegen die späteren Finalisten aus Pfungstadt und Brettorf stand zwar nach der Vorrunde das Aus, doch in beiden Begegnungen lieferten die LTV-Akteure starke Aktionen. Diesen Schwung will das Team von Stefan und Andreas Weber nun auch aufs Feld mitnehmen, wo man in den vergangenen Spielzeiten jeweils Platz sechs belegte.

Ahlhorner SV

Es sind unruhige Zeiten beim Brettorfer Landkreis-Konkurrenten. Gerade erst hatte der Ahlhorner SV seinen „Betriebsunfall 2. Bundesliga“ auf dem Feld repariert, da folgte in der vergangenen Hallensaison nun der nächste Abstieg. Nach einem katastrophalen Saisonstart mit sieben Niederlagen – teils ohne Satzgewinn – zeigte sich der ASV zum Jahreswechsel zwar stärker, konnte den Rückstand aber nicht mehr aufholen. Nun gilt auf dem Feld die oberste Priorität, sich möglichst schnell als Ufer „Klassenerhalt“ zu retten. Der Kader hat sich für diese Mission noch einmal verjüngt. Christoph Johannes und Mats Albrecht haben ihre Bundesliga-Karriere nach der Hallensaison beendet, aus dem Bundesligateam des vergangenen Jahrzehnts bleibt somit nur noch Nationalspieler Tim Albrecht.

VfL Kellinghusen

Nach einem Jahr Abstinenz ist der VfL Kellinghusen zurück in Liga eins – dort, wo er zuvor acht Jahre in Folge gespielt hatte. Das Personal ist dabei geblieben und wird sich dazu noch weiter verstärken. Denn zur Feldsaison wird man mit dem TSV Lola, der die schleswig-holsteinischen Fahnen in der vergangenen Spielzeit hochgehalten hatte, gemeinsame Sache machen und zusammen ein Bundesligateam stellen. Sobald die Truppe eingespielt ist, dürfte das die Störstädter noch einmal zu neuer Stärke verhelfen.

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