Ausgeglichene Punktebilanz, ein sicherer Platz im Tabellenmittelfeld: Für die 1. Damen war die vergangene Hallensaison eine in ruhigem Fahrwasser. Nach dem „Beinahe-Abstieg“ auf dem Feld, war unter dem Hallendach bereits frühzeitig zu erkennen, dass es für die Schwarz-Weißen eine entspannte Saison werden würde. Das wünscht sich das Team auch in dieser Spielzeit. Im Interview blickt Laura Cording auf die vergangenen zwei Spielzeiten zurück und gibt einen Ausblick auf die anstehende Saison. Dazu gibt es den traditionellen Gegner-Check aus dem Saisonheft in ungekürzter Form – inklusive Prognose von Sönke Spille
Wenn man in der Bundesliga-Hallensaison nach dem Paradebeispiel gesucht hat, wie man konstante Ergebnisse einfährt, dann hätte es wohl kein besseres Team als euch gegeben. An acht Spieltagen gab es jeweils 2:2 Punkte, am Ende stand Tabellenplatz fünf zu Buche. Wie glücklich seid ihr, dass ihr euch recht früh zum Saisonstart von den Abstiegsplätzen entfernen konntet?
Laura Cording: Natürlich sind wir immer glücklich über einen guten Start in die Saison. Auch wenn man, um von einem guten Start zu sprechen, eventuell das ein oder andere Spiel ausklammern müsste, die Saison macht einfach viel mehr Spaß, wenn man sich früh von den Abstiegsplätzen verabschieden kann. Auch wenn natürlich die Angst besteht, dass am Ende doch noch entscheidende Spiele verloren gehen, hat uns der Saisonstart gezeigt, was möglich ist.
DM-Teilnehmer Ohligser TV habt ihr im Hinspiel bezwungen, für weitere Überraschungen konntet ihr letztlich nicht sorgen. Wie bewertest du die Leistungen über die Saison?
Laura Cording: In dem einen oder anderen Spiel wäre vielleicht noch mehr möglich gewesen. Insbesondere mit dem Sieg gegen Ohligs haben wir aber gezeigt, dass wir mit den besten mithalten können. Das ist sicherlich etwas, das wir auch für die Feldsaison mitnehmen. Und in der Feldsaison heißt es dann, weiter Gas zu geben.
Du sprichst es an. Die Feldsaison steht vor der Tür. In der Relegation habt ihr im vergangenen Sommer etwas verspätet noch den Klassenerhalt geschafft – wenn auch hier sehr souverän. Worauf wird es in dieser Spielzeit aus deiner Sicht ankommen?
Laura Cording: Die Relegation hat gezeigt, dass wir als Team in der Lage sind, auch unter Druck gute Leistungen abzurufen. Für die kommende Feldsaison ist es entscheidend, von Anfang an wach zu sein und Punkte zu sammeln. Ein guter Start ist enorm wichtig, um Selbstvertrauen aufzubauen und den Klassenerhalt frühzeitig zu sichern.
An der Seitenlinie hat es bei euch zuletzt immer wieder Veränderungen gegeben. Wie sehen die Pläne für die anstehende Saison aus?
Laura Cording: Wir sind froh, dass Tom uns auch in der Feldsaison als Betreuer zur Seite steht, obwohl er ohnehin schon so viel Zeit auf dem Faustballplatz verbringt. Das hilft uns bei den Spieltagen enorm.
Mit welchen Zielen startet ihr in die Feldsaison?
Laura Cording: Unser Ziel ist es, frühzeitig die nötigen Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln und in jedem Spiel unser Bestes zu geben. Wir wollen keine Partie abschenken und immer mit dem Gefühl vom Platz gehen, alles gegeben zu haben.
Mit dem TSV Essel gibt es, durch euren Klassenerhalt, nur einen Aufsteiger. Wie schätzt du die Konkurrenz insgesamt ein?
Laura Cording: Die Konkurrenz in der Feldsaison einzuschätzen, ist schwierig. Jedes Team hat seine Stärken und Schwächen, und in diesem Teilnehmerfeld ist vieles möglich. Wir wollen uns in jedem Fall gegen alle Teams behaupten und am Ende eine bessere Platzierung als in der letzten Feldsaison erreichen. Ich denke am Ende, dass Schneverdingen, Ahlhorner und Ohligs erneut starke Teams sein werden, die um die vorderen Plätze kämpfen und das DM-Ticket lösen.
Der Kader
Melanie Steenken, Laura Marofke (Angriff), Jule Weber, Laura Cording, Rike Bode, Hannah Meyer, Christin Hirsch, Jette Weber (Zuspiel/Abwehr); Tom Hartung (Trainer)
Die Heimspieltage
- Sonntag, 5. Mai (11 Uhr), Gegner: SV Moslesfehn & Wardenburger TV
- Sonntag, 14. Juli (11 Uhr), Gegner: Ahlhorner SV & VfL Kellinghusen
Der Gegner-Check
Gewohntes Bild in der Frauen-Bundesliga: Wieder sind es neun Teams, die um die wichtigen Punkte in der anstehenden Feldsaison kämpfen. Hinter den Top-Teams Ahlhorn und Schneverdingen dürfte es dabei spannend werden, wer sich das dritte DM-Ticket sichert, das zuletzt fest in den Händen vom Ohligser TV war. Und auch der Abstiegskampf wird sicherlich die eine oder andere Überraschung bereithalten. Die Brettorfer Konkurrenz im Überblick:
Ahlhorner SV
Dass sie zu den absoluten Top-Teams im nationalen Faustball zählen, unterstrichen die Faustballerinnen des Ahlhorner SV im März einmal mehr. Nicht nur in der vergangenen Feldsaison begeisterten die Ahlhornerinnen bei der Deutschen Meisterschaft in Unterhaugstett mit der Silbermedaille, unter dem Hallendach wiederholte das Team von Spielertrainerin Janna Köhrmann diesen Erfolg und zog ins DM-Finale ein. Das erfolgreiche Team der vergangenen Spielzeiten bleibt dabei zusammen, dazu sollen die Nachwuchstalente weiter ins Team eingebaut werden. Mit Melissa Leopold (SV Düdenbüttel) stößt zudem eine weitere Angreiferin zum Team, die mit dem U18-Nationalteam 2021 den WM-Titel gewann.
Prognose: Der Ahlhorner SV wird die DM-Qualifikation mit Platz 2 souverän schaffen und sich somit alle Chancen ermöglichen bei der DM wieder für Furore zu sorgen.
TV Jahn Schneverdingen
Platz eins in der Bundesliga, Deutscher Meister, Sieger beim World Tour Finale, erneut Deutscher Meister – der TV Jahn Schneverdingen eilt seit mehreren Saisons von Titel zu Titel. Diesen Siegeszug will das erfolgsverwöhnte Team aus der Lüneburger Heide auch in der anstehenden Spielzeit fortführen. Personelle Veränderungen gibt es dabei kaum. Einzig Nationalspielerin Luca von Loh steht dem TV Jahn nicht zur Verfügung, dafür kehrt im Zuspiel mit Hinrike Seitz aber jede Menge Erfahrung ins Team zurück.
Prognose: Auf dem Weg zum Nord-Titel kann sich Schneverdingen eigentlich nur selbst im Weg stehen. Mit Platz 1 ziehen die Heidschnucken direkt ins DM-Halbfinale ein.
MTV Wangersen
Diese Rückkehr ins Oberhaus darf durchaus als Erfolg gewertet werden. 35 Jahre hatte man beim MTV Wangersen darauf warten müssen, um in der vergangenen Spielzeit wieder einmal in der Feld-Bundesliga aufzuschlagen – und prompt gelang dem Team der souveräne Klassenerhalt. Nicht nur die beiden Duelle gegen den TV Brettorf entschied die Mannschaft aus dem Kreis Stade für sich, auch gegen Ahlhorn und Moslesfehn gelang jeweils ein 3:0-Erfolg. Nach dem Aufstieg in der Halle kehren mit Celine Bilitza (ehemals Brey) und Elisa Pott zwei bekannte Gesichter ins Team zurück, dazu erhält Nachwuchstalent Nina Lindemann die Chance, sich zu beweisen.
Prognose: Der MTV darf ein weiteres Jahr im Faustball-Oberhaus planen – Platz 5.
Wardenburger TV
Mit kleinem Kader startet Brettorfs Landkreis-Rivale Wardenburger TV wieder einmal in die anstehende Feldsaison. In der Offensive wird es einmal mehr auf Sarah Lücken und Sabrina Rohling ankommen, die Defensivreihe wird von Mareike Glunde, Alissia Oetjen und Jolina den Dulk gebildet. Dazu werden sicherlich auch gezielt Spielerinnen aus der zweiten Reihe (Niedersachsenliga) das Team unterstützen. Nicht mehr dabei sein wird dagegen Trainer Jörn Büsselmann. Der ehemalige TVB-Akteur verabschiedete sich nach vielen Jahren an der Seitenlinie nach dem direkten Abstieg des WTV in der Hallensaison. Auf dem Feld hat sich Wardenburg hingegen im Oberhaus etabliert, geht bereits in die fünfte Saison in Folge. Das ausgegebene Ziel für den Siebtplatzierten der vergangenen beiden Jahre ist dabei einmal mehr der Klassenerhalt.
Prognose: Der Kader ist dünn besetzt, Ausfälle darf sich der WTV insbesondere in der Offensive kaum erlauben. Das wird nicht reichen, um erneut die Klasse zu halten – Platz 8.
VfL Kellinghusen
Feldsaison 2015: Eine junge Mannschaft aus Schleswig-Holstein steht vor ihrer ersten Spielzeit im Faustball-Oberhaus unter freiem Himmel. In der Halle sind die Störstädterinnen bereits seit 2013/14 in der Beletage aktiv, doch mit diesem Erfolg rechnet nun wirklich niemand. Die Shootingstars der Liga beenden die Saison auf Platz drei, qualifizieren sich in ihrem ersten Jahr für die Deutsche Meisterschaft in Hirschfelde. Ein großer Erfolg! Viele Spielerinnen aus dem damaligen Kader gehören auch in der anstehenden Spielzeit wieder zum Aufgebot des VfL, der mittlerweile fester Bestandteil in der Bundesliga ist und 2024 in die mittlerweile zehnte Saison in Folge geht. Coach Bernd Schneider kann dabei auf einen breiten Kader zurückgreifen, der wieder eine Platzierung im oberen Tabellendrittel anpeilt.
Prognose: Zwei vierte Plätze standen in der vergangenen beiden Feldsaisons zu Buche. 2024 gelingt Kellinghusen mit mehr Konstanz – wie schon vor neun Jahren – mit Platz 3 die DM-Quali.
Ohligser TV
Sie haben sich mittlerweile zur festen dritten Kraft in der Nord-Bundesliga gemausert: Der Ohligser TV hat in der vergangenen Hallensaison erneut die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft perfekt gemacht. Mit 24:8 Punkten sicherte sich der OTV das Ticket für die nationalen Titelkämpfe, präsentierte sich hier stark, musste aber das „Aus“ nach der Vorrunde hinnehmen. Nun möchte das Team aus dem Bergischen die nächste DM-Quali perfekt machen. Personell wird sich dazu zur Hallensaison wenig ändern, Ziel wird es sicherlich sein, die talentierten Nachwuchsspielerinnen mehr und mehr ins Team zu integrieren.
Prognose: Im Kampf um die DM-Tickets mischt Ohligs auch in dieser Spielzeit wieder mit – muss sich letztlich aber knapp geschlagen geben: Platz 4.
SV Moslesfehn
Mit Sabine Grüning hat zum Saisonende ein echtes Urgestein des Moslesfehner Frauenfaustballs ihren Abschied verkündet. Für Coach Till Oldenbostel geht es nun darum, die Allrounderin, die auch durch ihre immense Erfahrung eine extrem wichtige Stütze im Team war, zu ersetzen. Erschwerend kommt hinzu, dass Hauptangreiferin Anna Carstens verletzungsbedingt die ersten Spieltage womöglich verpassen wird, die Mossis sind somit zu einigen personellen Änderungen gefordert. Entscheidend für den Saisonverlauf wird womöglich sein, wie das Team den Saisonstart meistert, der am 1. Spieltag die Landkreis-Duelle gegen Brettorf und Wardenburg sowie am 2. Spieltag gegen die Top-Teams vom TV Jahn Schneverdingen und Ahlhorner SV bereithält.
Prognose: Gegen die Top-Teams für eine Überraschung sorgen, aber gegen vermeintlich schwächere Teams ausrutschen – dafür war Moslesfehn in der Vergangenheit bekannt. Und daran wird sich auch in dieser Saison nichts ändern. Das bedeutet mit Rang 6 einen Platz im Mittelfeld.
TSV Essel
In einem packenden Schlagabtausch gegen den Lemwerder TV schaffte der TSV Essel im vergangenen Sommer den Aufstieg ins Faustball-Oberhaus – auf dem Feld zum ersten Mal seit 2015. Doch lief im vergangenen Jahr noch Melissa Leopold im Angriff für den TSV auf, muss das Team von Trainer Michael Heuckeroth nun auf die neue Ahlhornerin verzichten. Stattdessen liegt die Verantwortung bei Mieke Heuckeroth, der erfahrenen Hanna Steffens und Beke Wohlers. Ansonsten dürfte es für das junge Team vornehmlich darum gehen – anders als 2015 – den direkten Wiederabstieg zu vermeiden.
Prognose: Es fehlt ein wenig die Erfahrung, um in der Liga zu bestehen. Der TSV Essel muss auf dem 9. Platz den Gang in Liga zwei antreten.