Mit einem personellen Umbruch ins EM-Jahr: Nach dem Titelgewinn bei der Heim-Weltmeisterschaft im Juli 2023 in Mannheim haben viele arrivierte Kräfte ihren Abschied aus der deutschen Faustball-Nationalmannschaft bekanntgegeben. Ins Jahr 2024 sind Bundestrainer Olaf Neuenfeld und seine beiden Co-Trainer Chris Löwe und Lukas Schubert somit mit vielen neuen Kräften gestartet. Das Ziel dabei: die Europameisterschaft im August in Frauenfeld (Schweiz).
Im vorläufigen Kader, bestehend aus 20 Spielern, stehen mit Hauke Rykena, Vincent Neu (Angriff), Hauke Spille (Zuspiel) und Tom Hartung (Abwehr) auch vier Spieler des TV Brettorf. Nach zahlreichen Einsätzen in den U-Nationalteams wollen sie nun auch den Sprung in den A-Kader bei einem großen internationalen Turnier schaffen. Einen ersten Schritt dazu gilt es dabei in Brettorf zu machen. Über Pfingsten ist der deutsche A-Kader auf heimischer Anlage zu Gast. Bundestrainer Olaf Neuenfeld spricht im Interview über das anstehende EM-Jahr, die vier TVB-Spieler im erweiterten Aufgebot – und über die Pläne für den Pfingstlehrgang in Brettorf.
Olaf, in Brettorf findet sich der neue deutsche A-Kader zum ersten Mal zusammen. Ist vor dem ersten Lehrgang des Jahres eine gewisse Vorfreude zu verspüren? Was erhoffst du dir von den Tagen in Brettorf?
Olaf Neuenfeld: Die Vorfreude ist sehr groß. Wir haben viele neue Spieler und haben sehr viele grundsätzlichen Dinge zu besprechen und zu erledigen. Das wird sehr spannend und reizvoll zugleich. Von den 20 Spielern sind lediglich neun in den letzten beiden Jahren dabei gewesen. Vier Spieler waren früher schon einmal im Kader und sieben sind komplett neu. Das wird auch für uns Trainer eine ganz neue Herausforderung.
Die erste Bewährungsprobe hat das Team bereits erfolgreich bestanden. In Stammheim habt ihr im ersten Länderspiel des Jahres einen 4:2-Erfolg gegen Österreich gefeiert. Wie überrascht warst du, dass es in neuer Besetzung gleich so gut geklappt hat? Und welche Aussagekraft hat das Spiel aus deiner Sicht für das Jahr 2024?
Olaf Neuenfeld: Das Ergebnis war schon etwas überraschend. Bei uns haben fünf Spieler ihr erstes Länderspiel gemacht und auf der anderen Seite stand mit Karl Müllehner einer der besten Angreifer der Welt das komplette Spiel über auf dem Platz. Überbewerten darf man so ein Spiel zu dem frühen Zeitpunkt der Saison sicherlich nicht, aber darauf können wir aufbauen.
Mit Hauke Rykena, Vincent Neu und Tom Hartung haben gleich drei Brettorfer ihr Debüt im A-Kader gegeben. Wie bewertest du ihre Auftritte in Stammheim?
Olaf Neuenfeld: Die drei haben ihre Sache wie alle anderen auch sehr gut gemacht. Nach anfänglicher Nervosität haben sie dann gezeigt, dass sie zu Recht im Nationalkader sind.
Nun besteht die Möglichkeit, von Donnerstag bis Montag mit dem gesamten Team ganz konkret zusammenzuarbeiten. Worauf werdet ihr im Trainerteam den Fokus legen?
Olaf Neuenfeld: Wir werden viel Basisarbeit zu leisten haben und den neuen Spielern unsere Spielphilosophie näherbringen. Darüber hinaus werden wir alle über das informieren, was wir in den nächsten Jahren bis zur WM 2027, die übrigens erneut in Deutschland stattfindet, gemeinsam vorhaben. Es wird also ein Mix aus Praxis und Theorie, wobei natürlich das meiste auf dem Platz passieren wird.
Wie ist die Wahl auf Brettorf gefallen? Und was sind die Höhepunkte während eures Pfingst-Lehrgangs?
Olaf Neuenfeld: Ich habe immer noch einen guten Kontakt zu Christian Kläner, unserem Ex-Kapitän der Nationalmannschaft. Über ihn und Uwe Kläner haben wir dann zusammen alles organisiert. Wir sind sehr dankbar dafür, dass wir in Brettorf zu Gast sein dürfen. Die Bedingungen sind hier optimal. Unsere Trainingseinheiten sind alle öffentlich und wir freuen uns über viele Besucher. Wir trainieren Freitag bis Sonntag jeweils von 9.30 – 12 Uhr und von 15.30 – 18 Uhr bzw. am Sonntag bis 19 Uhr. Am Sonntag spielen wir ab 15 Uhr mit allen Brettorfer Kindern gemeinsam ein Kleinfeldturnier unter dem Motto “groß trifft klein”. Auch hier freuen wir uns auf viele Besucher.
Von Donnerstag bis Montag ist die Deutsche Faustball-Nationalmannschaft in Brettorf zu Gast. Neben den Trainingseinheiten ist am Samstag, 18 Uhr, ein Testspiel der deutschen Mannschaft gegen den TV Brettorf geplant. Am Sonntag, 15 Uhr, findet ein Kleinfeldturnier unter dem Motto “Groß trifft Klein” mit dem Brettorfer Faustball-Nachwuchs statt. Zuschauer sind herzlich willkommen.
Mit Hauke Rykena, Vincent Neu, Hauke Spille und Tom Hartung steht ein Brettorfer Quartett im vorläufigen Nationalteam. Du bist immer wieder bei den Bundesligaspielen in Brettorf zu Gast, verfolgst auch die nationalen Titelkämpfe sehr intensiv. Welche Entwicklung siehst du beim den vier TVB-Faustballern, woran gilt es vielleicht auch zu arbeiten, um den Sprung ins EM-Aufgebot zu schaffen?
Olaf Neuenfeld: Ich bitte um Verständnis, dass ich zu einzelnen Spielern keine detaillierte Analyse abgeben kann. Ich habe die vier sehr häufig gesehen und wir haben sie schon länger auf unserem Zettel. Jetzt ist die Zeit für sie gekommen und ich bin mir sicher, dass wir noch länger zusammen Freude im Nationalkader haben werden.
Die Europameisterschaft der Männer findet vom 21 bis 24. August in Frauenfeld (Schweiz) statt. Wie sieht euer Fahrplan bis dahin aus?
Olaf Neuenfeld: Wir haben im August noch einen zweiten Lehrgang mit allen 20 Spielern in der Schweiz inklusive eines Länderspiels gegen die Eidgenossen. Den endgültigen Kader werden wir erst am 11. August bekannt geben, also erst kurz vor Beginn der EM. Es wird auch keine Kaderreduzierung nach dem ersten Lehrgang geben, da wir so viele Eindrücke wir möglich sammeln wollen, um für die nächsten Jahre gerüstet zu sein.
Du gehst in den 19. Jahr als Bundestrainer. Woher nimmst du die Motivation, über einen so langen Zeitraum an der Seitenlinie zu stehen? Und wie sehen deine persönlichen Ziele für die Zukunft aus?
Ich habe den Verantwortlichen von Faustball Deutschland bereits 2022 angeboten, den Weg bis zur WM 2027 als Bundestrainer zu gehen. Dass es nach der WM im letzten Jahr Rücktritte geben wird, war abzusehen, allerdings die Anzahl von neun Spielern aus dem 18-köpfigen Kader war dann doch etwas überraschend. Aber das macht die Sache für mich nur noch interessanter. Jetzt können wir viel entwickeln und die Spieler verbessern. In den letzten Jahren war es mehr eine Moderation auf höchstem Niveau mit maximalem Erfolgsdruck. Dieser Druck ist jetzt erstmal nicht mehr da, aber natürlich treten wir zu jedem Spiel an, um es zu gewinnen. Die Rolle des Außenseiters gefällt mir aber auf jeden Fall jetzt schon sehr gut :-).