Es ist in diesem Jahr das Ziel der Bundesliga-Faustballerinnen und -Faustballer: In Brettorf soll am 28. und 29. August die Deutsche Meisterschaft der Männer und Frauen stattfinden. Als Titelverteidiger bei den Frauen wird dabei der Ahlhorner SV in die Spielzeit starten. So wie 2004, als Brettorf zum bisher einzigen Mal die größte nationale Faustballveranstaltung ausrichtete. Wirklich präsent dürfte das wohl bei nicht mehr allzu vielen Menschen in Ahlhorn sein. Janna Köhrmann aber kann sich noch zu gut daran erinnern. Schließlich stand sie 2004 bereits auf dem Spielfeld, holte mit Ahlhorn den Titel. 17 Jahre später will sie erneut auf dem Brettorfer Center Court um die DM-Titelverteidigung spielen.
Es gibt wohl kaum eine andere Faustballerin weltweit, die solch eine beeindruckende Karriere vorweisen kann, wie Janna Köhrmann vom Ahlhorner SV. Seit 1998 mischt die Zuspielerin, zunächst mit ihrem Mädchennamen Meiners, im nationalen und internationalen Frauenfaustball mit. „Seitdem ich denken kann, verbringe ich meine Wochenenden beim Faustball“, erzählt sie. Köhrmann ist dabei schon in jungen Jahren, ehrgeizig, fleißig – und erfolgreich. In den Jugendklassen feiert sie mit ihren ASV-Teams die ersten Titel – erst auf Landesebene, schnell auch deutschlandweit. Die Zuspielerin ist dabei Dreh- und Angelpunkt im Ahlhorner Spiel. Nicht verwunderlich, dass sie bereits mit 17 Jahren Bundesligaluft schnuppern darf. „Das war damals noch etwas ganz besonders“, erinnert sie sich. „Ich war mit meinen 17, 18 Jahren mit Abstand die jüngste.“
Als Titelverteidiger zur DM 2004
Doch schnell erkämpft sie sich einen Stammplatz, erst in der Abwehr, kurz darauf in der Mitte. Und der Erfolg ist weiterhin ein treuer Begleiter. Auf dem Feld 2003 und in der Hallensaison 2004 gewinnen die Ahlhornerinnen den DM-Titel und sind in der Feldsaison 2004 somit die Gejagten. Janna Köhrmann blickt damals mit Vorfreude auf den DM-Schauplatz in Brettorf, nur wenige Kilometer von Ahlhorn entfernt. „Die Brettorfer Anlage kenne ich aus Kindheitstagen. Und auch wenn Konkurrenz zwischen Ahlhorn und Brettorf herrscht, bin ich unheimlich gerne auf der TVB-Anlage“, verrät sie. „Wir wussten schon aus der Vergangenheit, was hier für Veranstaltungen ausgerichtet werden. Deshalb war die Qualifikation damals ganz klar unser Ziel.“
Auch die Feldsaison 2004 läuft erfolgreich. Mit 28:4 Punkten sichert sich der ASV die Nordmeisterschaft. „Es war eine runde Saison für uns. Mit Bianca Mollenhauer im Angriff und Sabine Ansel in der Abwehr hatten wir damals zwei herausragende Spielerinnen“, sagt Janna Köhrmann. Dazu haben die Ahlhornerinnen im April im brasilianischen Porto Alegre erstmals den Weltpokal gewonnen. Die Favoritenrolle ist dem Team am DM-Wochenende Ende Juli somit nicht abzuschreiben. Doch im Halbfinale kommt es zur zum Duell mit dem TV Voerde, der in der vorangegangenen Feld- und Hallenrunde der Ahlhorner Finalgegner war. „Voerde war immer ein ganz schwieriger Gegner. Für uns war es somit ein brisantes Duell“, erzählt Köhrmann. Ihr Team setzte sich am Ende knapp mit 20:17 und 20:18 durch, schafft den Finaleinzug – und setzt sich auch hier gegen den TV Bretten (20:11, 16:20, 20:14) durch. „Die Veranstaltung war unglaublich toll“, erinnert sich die damals 22-Jährige. „Es waren auch viele Ahlhorner Kids dabei, die mit uns eingelaufen sind und viele Fans, die uns angefeuert haben. Das war ein echtes Highlight.“
Saisonstart weiter unklar
Dass sich dieses Erlebnis 2021 wiederholt ist jedoch fraglich. Aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie ist der Start der Bundesliga-Saison frühestens für Mitte Juni geplant, die DM-Austragung noch nicht ganz sicher. Dazu müssten die Ahlhornerinnen die DM-Qualifikation mit einem der beiden ersten Plätze in der Nord-Staffel schaffen. „Früher war unser Ziel immer, Erster zu werden, heute ist schon die Qualifikation das Größte, weil die Liga noch enger zusammengerückt ist“, findet Köhrmann.
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Titel für Titel hat sie seit der DM 2004 bis heute mit dem ASV gesammelt. Während sich um Köhrmann herum immer wieder Mitspielerinnen verabschieden und neue dazu kommen, ist die Zuspielerin zum Fels in der Brandung geworden – und in der gesamten Bundesrepublik die einzige der DM-Spielerinnen von 2004, die auch 2021 wieder auf dem Feld stehen könnte. „Natürlich kommen einem über all die Jahre auch Gedanken, aufzuhören“, sagt Janna Köhrmann. Als ihre gute Freundin Marie-Therese Warnick beispielsweise in den Süden zieht oder als sie schwanger ist. Doch vor allem die neuen Spielerinnen im Team hätten sie immer wieder dazu angetrieben, weiterzumachen.
Tolle Erinnerungen an Titel 2019
Dabei haben sich über die Zeit Köhrmanns Ziele in der Liga oder bei Meisterschaften verschoben. „Ich muss nicht immer mehr Erster werden, es gibt andere Dinge, die mit wichtig sind“, sagt sie. Der Erfolg bleibt ihr aber treu. Bei den Deutschen Feld-Meisterschaften 2019 und 2020 in Kellinghusen feiern Köhrmann und der ASV gleich zwei Titel – und das obwohl vorher kaum einer mit ihnen gerechnet hat. „Ich glaube die DM 2019 war für mich das schönste Erlebnis. So habe ich eine Meisterschaft noch nie genossen und etwas für einen Titel empfunden“, gesteht sie. „Die Meisterschaft hat mir unheimlich viel gegeben.“
Der Erfolg kommt nicht von ungefähr: Um auch weiterhin auf höchstem Niveau mithalten zu können, trainiert die Mutter von zwei Kindern täglich. „Ich muss jeden Tag Sport machen – egal ob Laufen, Krafttraining oder das Training mit dem Ball. Ich brauche das, um für mich sagen zu können, dass ich auf dem hohen Niveau überhaupt noch mitspielen kann“, sagt sie. Dazu ist die 39-Jährige seit zwei Jahren auch in neuer Funktion tätig. Als Spielertrainerin soll der fließende Übergang vom Spielfeld auf den Trainerposten gelingen. „Ich muss nicht unbedingt mehr die ganze Zeit spielen. Ich stehe auch gerne am Spielfeldrand“, erklärt Köhrmann.
Die DM in Brettorf ist in diesem Jahr das große Ziel für sie und ihr Team. „Ich freue mich auf die Meisterschaft. Egal ob als Spielerin oder Zuschauerin“, sagt die 39-Jährige. Nach all den Erfolgen der vergangenen mehr als zwei Jahrzehnte würde eine weitere DM-Teilnahme in der Gemeinde Dötlingen nur zu gut ins Bild passen. Und wer weiß – vielleicht wiederholt sich auch der Erfolg von 2004 noch einmal…