Es ist das große Ziel, auf das sie seit über einem Jahr hinarbeiten: Der 14./15. August 2021, die Deutsche Faustball-Meisterschaft der Männer und Frauen. Für Karen Kläner und Malte Hollmann vom TV Brettorf soll an diesem Wochenende ein kleiner Kindheitstraum wahr werden. Doch noch sind sie mit vielen Fragezeichen konfrontiert – auf dem Faustballfeld, in der Organisation und bei den gesetzlichen Vorgaben.
Als Fans bei der DM 2004
Juli 2004: Vor mehr als 16 Jahre war Brettorf schon einmal das Mekka des Faustballsports. Als die besten nationalen Faustballmannschaften der Männer und Frauen auf der Sportanlage am Bareler Weg ihren Deutschen Meister kürten, waren Karen Kläner und Malte Hollmann damals hautnah dabei. „Für mich als Achtjährige war das ein tolles Ereignis“, erinnert sich Kläner an die beiden DM-Tage, an denen über 5000 Zuschauer die Spiele miterlebten. „Die Veranstaltung kam mir als Kind damals unglaublich riesig vor“, sagt Hollmann. Beide saßen nicht nur im Brettorfer Fanblock und feuerten das siegreiche TVB-Männerteam an. Sie nahmen auch an einem Mini-Mixed-Turnier, samt Finalspielen auf dem Center Court, teil und durften Hand in Hand mit ihren Idolen aufs Spielfeld laufen – ein prägendes Ereignis. Hollmann: „Natürlich saugt man das als Kind auf und träumt davon, dass man das einmal selbst als Spieler erlebt.“
Dieser Traum könnte in diesem Jahr nun in Erfüllung gehen. Schließlich haben Hollmann und Kläner als Kapitäne und Führungsspieler ihrer Mannschaften einen festen Platz im jeweiligen Bundesliga-Kader, die zu den Top-Teams in Deutschland zählen. Doch in der Vorbereitung auf die Heim-DM sind die TVB-Faustballer durch die Corona-Pandemie vorerst ausgebremst worden.
Bereits die Feldsaison 2020 fand nur in einer Mini-Version mit zwei Qualifikationsspieltagen für die Deutsche Meisterschaft statt. Die Frauen hätten dabei mit Platz drei beinahe den Sprung nach Kellinghusen geschafft, zogen aber aufgrund der Wildcard für den Gastgeber den Kürzeren. „Dafür, dass wir eigentlich eine Hallenmannschaft sind, lief es ganz gut. Am Ende hat nicht viel gefehlt, um dabei zu sein“, zieht Karen Kläner ein positives Fazit. Die Männer scheiterten dagegen mit Platz fünf auch sportlich an der Teilnahme. „Am ersten Spieltag haben wir zwar nicht geglänzt, uns aber eigentlich eine ganz gute Ausgangslage verschafft“, erinnert sich Malte Hollmann. Am zweiten erwischte sein Team dann einen „rabenschwarzen Tag“ (Hollmann). „Es ist natürlich bitter, wenn man mit solch einem Ergebnis in so eine lange Pause geht.“
Denn: Es war bisher der letzte Spieltag für die Brettorfer Faustballer, die geplante Hallenrunde wurde abgesagt. Frühestens Anfang Mai finden wieder Spieltage statt. Bis zum ersten gemeinsamen Mannschaftstraining gilt es nun, sich für die Heim-DM fitzuhalten – und vorzubereiten.
Als Spieler bei der DM 2010
Auch 2010, als der TV Brettorf die DM der männlichen und weiblichen U14 ausrichtete, bereiteten sich die Mannschaften mit großem Aufwand auf die nationalen Titelkämpfe vor. Kläner und Hollmann standen schon damals als Führungsspieler für ihr Team auf dem Spielfeld. „Für uns war es eine der ersten Deutschen Meisterschaften“, berichtet Karen Kläner. „Wir haben mit Marion Einemann und Silvia Düßmann extra neue Trainer bekommen, haben Trainingslager absolviert. Das Feeling war toll und ich fand es beeindruckend, dass das ganze Dorf mitgeholfen hat, um die Meisterschaft auszurichten.“ Auch Malte Hollmann kann sich noch erinnern: „Unser Trainer Tobias Kläner hat damals Video-Sessions samt Taktikbesprechungen gemacht. Das war für uns alle Neuland. Und die Aufregung war natürlich groß.“ Der ganz große Wurf wollte damals nicht gelingen. Die männliche U14 schaffte es auf einen respektablen sechsten Platz, die weibliche U14 verlor das packende Bronze-Duell gegen den Wardenburger TV und wurde Vierter.
Wie es sich anfühlt, eine DM-Medaille zu gewinnen, diese Erfahrung konnten die beiden TVB-Faustballer dann in den vergangenen Jahren erleben. Mit dem Männerteam sicherte sich Malte Hollmann fünf Mal die Bronzemedaille. Karen Kläner hatte 2019 großen Anteil am ersten DM-Medaillengewinn einer Brettorfer Frauenmannschaft. An diese Erfolge wollen sie 2021 anknüpfen. Neben vielen Laufeinheiten, die jeder für sich absolviert, stehen deshalb zweimal wöchentlich Fitnesseinheiten per Videokonferenz auf dem Programm. „Klar steht dort der Sport im Vordergrund, es dient aber auch zum Austausch mit den Mitspielern“, verrät Hollmann. Und Kläner ergänzt: „Die gemeinsamen Einheiten bringen uns voran – und die Heim-DM ist schon ein super Ansporn.“
Dennoch: Optimal ist solch eine Vorbereitung auf den großen Höhepunkt nicht. „Wir hatten die Hoffnung, mit unserem neuen Trainer Tim Lemke die Saison nutzen zu können und wollten richtig Gas geben“, erzählt Karen Kläner. Und auch für das junge Männerteam ist die Situation nicht einfach. „Eigentlich war der Plan, dass wir uns als junge Truppe jede Saison weiterentwickeln und so zu den arrivierten Teams weiter aufzuschließen. Da ist die Pause natürlich bitter“, sagt Malte Hollmann.
Als Trainer bei der DM 2017
Die bisher letzte DM in Brettorf, 2017 in der U18, erlebten Kläner und Hollmann noch einmal aus einem ganz anderen Blickwinkel. Als Trainer-Duo waren sie für die weibliche U18 verantwortlich. „Auch wenn ich als Trainerin nervöser bin, als wenn ich auf dem Spielfeld stehe, hat es unheimlich viel Spaß gemacht“, sagt Karen Kläner. „Man kann in den Spielen nur begrenzt eingreifen, hat aber zwischen den Spielen mehr Zeit, das Drumherum wahrzunehmen“, ergänzt ihr Freund Malte Hollmann. Am Ende stand ein vierter Platz zu Buche – viel zum Podest hatte nicht gefehlt.
2021 soll es dagegen unbedingt klappen, wieder DM-Edelmetall zu gewinnen. Doch bis dahin wird es noch ein weiter Weg sein. „Wir müssen im Angriff wieder sicherer werden und an die Leistung anknüpfen, die wir alle schon einmal gebracht haben“, sagt Malte Hollman. „So eine lange Pause wie diese, hatte noch niemand von uns. Es wird wichtig sein, dass wir jetzt den Grundstein in Sachen Fitness legen. Dann können wir die restliche Zeit nutzen, um Spielpraxis zu sammeln.“ Und auch im Frauenteam soll insbesondere noch einmal an der Offensive gearbeitet werden. „Wir sind nicht die Spielerinnen, die die Bälle bis auf die Grundlinie schlagen. Da müssen wir noch etwas drauflegen“, findet Karen Kläner – ist aber optimistisch. „Wir haben in der Vergangenheit schon gezeigt, dass wir mithalten können. Für 2021 wird es wichtig sein, dass wir in den Spielen unsere Führungen nicht mehr aus der Hand geben.“
Als Organisatoren bei der DM 2021
Übrigens: Nicht nur sportlich, auch in der Organisation wollen Karen Kläner und Malte Hollmann alles daran setzen, dass die DM 2021 ein Erfolg wird. Dafür sitzen beide im OK-Team, sind für den Schriftverkehr und die Erstellung der Ablaufpläne verantwortlich. „Die Arbeit in diesem Team macht unheimlich viel Spaß“, sagt Hollmann. „Gemeinsam versuchen wir, dass wir eine ähnliche Veranstaltung wie 2004 auf die Beine stellen.“
Und dann dürften sie die Idole sein, mit denen die Faustball-Minis Hand in Hand aufs Spielfeld laufen – und dabei vielleicht ihre eigenen Träume reifen. So wie bei Karen Kläner und Malte Hollmann vor 16 Jahren…