Schafft der TSV Hagen 1860 die dritte DM-Finalteilnahme in Folge? Wie präsentiert sich DM-Gastgeber TV Brettorf auf heimischer Anlage? Beenden Sascha Zaebe und Lukas Schubert ihre Karriere beim VfK Berlin mit einer DM-Medaille? Und setzt der TSV Pfungstadt seine Titelserie fort? Antworten auf diese und viele weitere Fragen im Vorfeld gibt es am Samstag und Sonntag bei der Deutschen Meisterschaft in Brettorf. Im DM-Check der DFBL versuchen Andreas Gruber und Sönke Spille aber – wie gewohnt – erste Tendenzen auszumachen.
Nord
TSV Hagen 1860
Die Nordmeisterschaft in der Bundesliga gesichert und mit der Bronzemedaille beim Champions Cup zusätzliches Selbstvertrauen gesammelt: Mit dementsprechend breiter Brust dürfte der TSV Hagen 1860 die Reise nach Brettorf antreten. Hier gelang am letzten Spieltag der regulären Spielzeit, noch der Sprung auf Platz eins der Nord-Tabelle und die damit verbundene Halbfinalqualifikation. „Das Endergebnis überdeckt ein wenig unseren Schwierigkeiten, die wir gerade in der ersten Saisonhälfte in vielen Spielen hatten“, gibt TSV-Allrounder Ole Schachtsiek zu. Doch mit der erfolgreichen Rückrunde, der beim Champions Cup „vielleicht bisher besten Leistung überhaupt“ (Schachtsiek) und dem Erfolg von Kevin Schmalbach (Europameister) sowie Philip Hofmann und Ole Schachtsiek (World Games-Sieger) mit dem Nationalteam, haben dafür gesorgt, dass man im TSV-Lager auch leistungstechnisch zufrieden ist. „Für uns alle war es die erste Teilnahme am Champions Cup und für den Großteil sogar das erste internationale Event überhaupt. „Dass wir mit nur einer knappen Niederlage gegen den späteren Sieger wieder nach Hause kommen, hätten wir uns vorher wohl selber nicht vorstellen können“, so Schachtsiek: „Wir haben uns extrem über Bronze gefreut und es auf der Party auch gebührend gefeiert.“
Nun sind die Sinne aber für die DM geschärft, auf die mit dem Zwischenziel „Champions Cup“ seit dem Ende der Bundesligasaison hingearbeitet wird. Der Fokus liegt dabei auf den Standards: saubere erste Bälle und druckvolle Schläge auf die gegnerischen Angreifer. In Brettorf bekommen es die Westfalen, die mit ihrem kompletten Kader anreisen werden, im Halbfinale mit dem Sieger der Partie zwischen dem TV Käfertal und VfK Berlin zu tun bekommt. „Gegen Berlin haben wir unsere einzige Niederlage in der Liga kassieren müssen und Käfertal verfügt über den wohl variabelsten Angriff der Liga“, sagt der Hagener World Games-Sieger: „Wir machen uns deshalb keine Illusionen, dass wir unsere Leistung aus der Schweiz mal eben wieder abrufen können. Es muss für uns in jedem Falle alles passen, um eine Chance auf den Finaleinzug zu haben.“ Sollte das gelingen, wäre das ausgegeben Ziel bereits erreicht, alles Weitere eine Zugabe. „Wir wollen mindestens ein Spiel gewinnen und eine Medaille gewinnen. Am liebsten ist uns natürlich dazu der erneute Einzug ins Finale“, kündigt Ole Schachtsiek an.
TV Brettorf
Sie waren nah dran, um bei der Heim-DM bereits vorzeitig das Halbfinalticket zu sichern – doch im entscheidenden Spiel gegen den TSV Hagen 1860 musste der TV Brettorf am letzten Spieltag doch noch seinen Spitzenplatz in der 1. Bundesliga Nord hergeben. „Unser großes Ziel für die Bundesligasaison war es, Nordmeister zu werden und somit direkt für das Halbfinale qualifiziert zu sein“, sagt auch TVB-Kapitän Malte Hollmann: „Die Saison war insgesamt jedoch sehr wechselhaft für uns. Wir haben es leider nie konstant hinbekommen unsere Leistung abzurufen.“ Und genauso lief es ausgerechnet auch im entscheidenden Duell mit Hagen. „Das Spiel hat letztlich die gesamte Saison widergespiegelt, wir mussten uns mit einer sehr wechselhaften Leistung geschlagen geben.“ Umso konzentrierter ist man im Brettorfer Lager daher die DM-Vorbereitung angegangen. „Wir haben vor allem noch einmal versucht, Spielpraxis auf höchstem Niveau zu sammeln“, erzählt Hollmann. Hierfür nahm man in der Schweiz an Turnieren in Jona, Oberentfelden und Elgg. Nach wechselhaften Leistungen bei den Obersee Masters, fand der TVB aber immer besser zurecht. „Hier sind wir endlich in Fahrt gekommen und konnten endlich wieder konstant eine gute Leistung abrufen“, sagt der Brettorfer Allrounder: „Mit dieser Leistung werden wir auch am DM-Wochenende eine Chance haben, am Sonntag noch spielen zu dürfen.“
Hierzu braucht der TVB am Samstag zwingend einen Sieg gegen den Süd-Dritten TV Schweinfurt-Oberndorf. „Sie haben bisher eine starke Saison gespielt“, weiß Hollmann. Dazu verfüge der TVo mit dem Dreieck um Fabian Sagstetter, Maximilian Lutz und Oliver Bauer über drei Top-Spieler auf den entscheidenden Positionen. Hollmann: „Wir wissen, dass wir nur mit unserer besten Leistung eine Chance haben werden. Das Gute ist: Auch im letzten Jahr standen wie vor einer so großen Aufgabe, die wir letztlich gemeistert haben.“ Helfen wollen dabei auch Elias Borchers, Lorenz Neu und Erik Hollmann, mit denen Coach Klaus Tabke den Kader auf zehn Spieler aufgefüllt hat, um – wie schon im vergangenen Jahr – eine DM-Medaille in Angriff zu nehmen. Und so viel steht fest: Die Vorfreude auf die Heim-DM ist bei den Brettorfern riesig. „Das ist für alle Spieler ein einmaliges Erlebnis“, weiß Malte Hollmann. Bereits im vergangenen Jahr habe man erleben dürfen, wie es ist, eine Männer-DM auf heimischer Anlage zu spielen. „In diesem Jahr erwarten aber deutlich mehr Zuschauer und der Aufwand von allen Helferinnen und Helfern wird deutlich größer sein. Wir werden alles daran setzen, um unseren Teil dazu beizutragen, damit diese DM für alle Brettorfer ein unvergessliches Ereignis wird.“
VfK Berlin
Mit einem Sieg am letzten Spieltag im direkten Duell mit Kontrahent SV Moslesfehn sicherte sich der VfK Berlin sein DM-Ticket. Passend dazu fällt auch der Saisonfazit der beiden VfK-Angreifer aus. „Von der Leistung her haben wir selten bis gar nicht überzeugt“, sagt Lukas Schubert: „Wir haben uns gegen die schwächeren Gegner oft schwergetan und gegen die stärkeren Kontrahenten das Nachsehen gehabt.“ Immerhin: „Phasenweise hat es aber auch immer wieder besser geklappt“, erzählt Sebastian Kögel: „Es gibt also etwas, worauf wir aufbauen können.“ Das gilt insbesondere für den Samstagvormittag und das Quali-Spiel gegen den TV Käfertal. „Auch wenn mich so etwas als Spieler überhaupt nicht interessiert, ist der TVK sicherlich der Favorit in diesem Quali-Spiel“, gesteht Lukas Schubert. Auf den drei entscheidendsten Positionen sei das Team dazu mit Nationalspielern besetzt, die in diesem Jahr bereits jeweils einen internationalen Titel geholt haben – und alles daran setzen wollen, das frühzeitige „Aus“ aus dem vergangenen Jahr vergessen zu machen. Das sieht auch Nebenmann Sebastian Kögel so: „Mit dem TVK haben wir eine super starke Mannschaft gegen uns stehen, gegen die wir im Feld noch nicht gespielt haben. Was die Mannschaft mit Nick und Marcel im Angriff kann, wissen wir aber und werden den TVK deshalb nicht unterschätzen.“ Der VfK habe – so Schubert – in diesem Jahr noch keine Leistung gezeigt, die für einen Sieg gegen Käfertal sprechen würde. „Der DM-Samstag wäre ja ein guter Tag einen positiven Ausreißer zu zeigen“, findet der dreimalige Weltmeister Schubert.
In der DM-Vorbereitung wurde versucht, die Basics bei Allen etwas in den Fokus zu rücken, um die teils unerklärliche Verunsicherung am Ball während der Saison in den Griff zu bekommen. Dazu wurden einige Jugendspieler eingebunden, die auch bei der DM in Brettorf dabei sein werden. „Es geht vordergründig darum, dass wir die einfachen Bälle wieder im Spiel lassen und vorne konsequenter punkten“, erklärt Sebastian Kögel. „Wir müssen die einfachen Dinger vom ersten Ballwechsel an liefern und müssen uns so schnell wie möglich Sicherheit holen. Dann werden wir Chancen haben“, ergänzt Lukas Schubert. Für ihn uns Sascha Zaebe wird die DM in Brettorf ohnehin eine besondere sein. Beide werden in der Gemeinde Dötlingen ihre Karriere beenden. „Ich persönlich würde mich sehr freuen, nicht nur ein Abschiedsspiel auf dem Nebenfeld zu haben, sondern an zwei Tagen drei Abschiedsspiele zu bestreiten“, sagt Schubert: „Ich habe immer betont, dass Spiele in Brettorf für mich immer etwas Besonderes hatten und sich für mich auch ein Kreis zum Abschluss der Karriere schließt.“
Süd
TSV Pfungstadt
Auch in diesem Jahr dürfte der TSV wohl eine der entscheidenden Rollen in der Vergabe des Meistertitels in Brettorf spielen. Zum Runden-Ende hin war man jedoch nicht ganz zufrieden mit seinen eigenen Leistungen, auch wenn man immer wieder erwähnte das man super trainiert hätte. Bis auf Andrew Fernando werden wohl alle Spieler nach Brettorf anreisen. Das Ego der erfolgsverwöhnten ist ein wenig angekratzt, musste man beim EFA Champions Cup eine Niederlage im Endspiel gegen Vöcklabruck hinnehmen.
Wenn man den TSV bezwingen will braucht es eine konzentrierte nahezu fehlerfreie Leistung. Ist die Maschine erst mal auf Touren wird es schwer für den Herausforderer. Abwehr, Zuspiel und Angriff der Hessen sind prominent und ausgeglichen besetzt. Man darf gespannt sein, ob die Ausnahmemannschaft ein weiteres Jahr den Faustballthron in Deutschland inne haben wird. Im Halbfinale stehen sie dem Gewinner aus der Partie TV Schweinfurt-Oberndorf gegen TV Brettorf gegenüber.
TV Käfertal
Erklärtes Ziel der Mannheimer war die Teilnahme an der Feld DM in Brettorf und der Traum von einer Medaille. Das Teilziel ist somit erreicht, jetzt ist Platz für mehr – oder? Fest steht: Die Defensive und Angriffsreihe des TVK’s sind ausgeglichen besetzt. Marcel Stoklasa und Nick Trinemeier bilden eine spielerisch durchschlagkräftige Reihe in vorderster Front. Die Abwehrkette um Felix Klassen ist spielerisch auf der Höhe, und bringt ihren Angriff immer wieder in guten Aktionen. An der Seitenlinie ziehen Leo Goth und Dominik Mondl die Fäden. Im Quali-Sspiel tritt der TVK gegen den VfK Berlin an – eine mehr als offene Partie. An dieser Stelle einen Favoriten zu bestimmen ist nahezu unmöglich. Was der VfK in der Lage ist zu leisten hat man in Hagen auf der Hallen-DM eindrucksvoll gesehen. Die Chancen auf ein Halbfinale gegen den TSV 1860 Hagen stehen für die „Monnemer“ bei einem leichten Vorteil für die Badener. Es wird vor allem entscheidend werden, ob der Angriff des TVK seine gesamte Power auf den Platz bringen kann.
TV Schweinfurt-Oberndorf
Nachdem man fast das Ziel DM aus den Augen verloren hatte, sprangen die Franken mit einer starken Quali-Runde noch auf den DM-Zug auf. Der TV Käfertal und der TSV Pfungstadt wurden nahezu überrollt. Oliver Bauer spielt wohl eine der besten Saisons seiner Karriere und ist verletzungsfrei. Die Defensive ist sowieso über jeden Zweifel erhaben. Dreh- und Angelpunkt der Franken ist Fabian Sagstetter, ihm zur Seite stehen die Brüder Habenstein. Maximillian Lutz gibt vorne den defensiven Part, hier ist aber auch Robin Göttert als zweiter Angreifer gefragt.
In dieser Form wird es auch im Quali-Spiel gegen Brettorf für die Hausherren kein Selbstläufer. Brettorf sollte gewarnt sein, mit dem TVO kommt eine äußerst spielstarke Truppe, die alles daran setzen wird im Halbfinale gegen den TSV Pfungstadt anzutreten. Der Ausgang der Partie ist offen und nur Nuancen dürften wohl den Ausschlag geben.