Deutschland dominiert U18-Europameisterschaft

17. Juli 2017

Die Weltmeisterschaft hatten sie bereits im vergangenen Jahr gewonnen – jetzt machten sie das internationale Double perfekt: Die deutschen Faustballer waren am Wochenende sowohl mit ihrer weiblichen als auch männlichen Jugend U 18 bei der Europameisterschaft in Kleindöttingen (Schweiz) erfolgreich und sicherten sich mit Endspielerfolgen gegen Österreich jeweils den Titel.

TVB-Spieler wichtige Bestandteile

„Amtierender Jugend-Weltmeister und jetzt auch Europameister zu sein, ist unfassbar, und es freut mich riesig, dass ich ein Teil dieses Teams sein durfte“, jubelte Ida Hollmann vom TV Brettorf, die trotz ihrer erst 16 Jahre ein ganz wichtiger Mosaikstein im Team des Bundestrainer-Duos Hartmut Maus und Heike Hafer war. Im Aufgebot der männlichen Jugend U 18 waren mit dem Kapitän und amtierenden Weltmeister Hauke Spille sowie den Nationalmannschaftsneulingen Hauke Rykena und Vincent Neu sogar drei Brettorfer Spieler, die ihre Trainer zu überzeugen wussten. Hier stand neben Kolja Meyer mit Tim Lemke noch ein weiterer Aktiver des TVB an der Seitenlinie. Somit hatten am Ende des Turniers gleich fünf Brettorfer berechtigten Grund zum Jubeln.

Bei den Jungen war es mit Deutschland dann auch der große Turnierfavorit, der ohne Satzverlust zum dritten Titel in Folge marschierte. Im Endspiel gelang gegen Österreich wie schon im Vorrundenspiel ein glatter 3:0-Erfolg (12:10, 11:5, 11:6). Alle drei TVB-Spieler kamen im Finale zum Einsatz. Vor allem Kapitän Spille in der Mitte und Rykena im Angriff glänzten nicht nur in dieser Partie, sondern während des gesamten Turnierverlaufs. „Mit Hauke Spille hatten wir den besten Zuspieler der EM, und Hauke Rykena hat die konstantesten Leistungen gezeigt“, lobte Trainer Meyer. Auch Vincent Neu, der im dritten Satz des Endspiels für Rykena eingewechselt wurde, machte einen guten Job – was schlussendlich für das gesamte deutsche Team galt: „Keiner hat weniger als seine Bestleistung abgerufen“, betonte das Trainer-Duo.

Bestleistung im Finale

Rechtzeitig zum EM-Finale zeigte auch Ida Hollmann ihre Bestleistung. Zuvor ging der Vorrundenauftakt gegen Österreich mit 1:3 (7:11, 11:9, 9:11, 8:11) noch daneben. Doch als es erneut gegen die Alpenrepublik um die Goldmedaillen ging, waren Hollmann und Co. hellwach und entschieden das Endspiel in vier umkämpften Sätzen mit 3:1 (12:10, 10:12, 11:7, 11:8) knapp für sich.

Für die Brettorfer und ihre Mitspieler der Nationalmannschaften geht es – natürlich nach einer ausgiebiger Siegesfeier – in dieser Woche im Jugendlager in Magglingen gemeinsam weiter. Auch dort wird sich viel um den Faustball drehen, denn am Donnerstag stehen weitere offizielle Länderspiele gegen die EM-Kontrahenten an, ehe es am Freitag gen Heimat geht.


Interview mit Ida Hollmann

TV Brettorf: Erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Titelgewinn. Beschreibe für uns doch einmal den Turnierverlauf von der Vorrunde über Halbfinale bis hin zum Endspiel.

Ida Hollmann: Der Start in das Turnier fiel uns allen etwas schwer. Im ersten Spiel waren wir sehr mit uns selbst beschäftigt, wodurch es häufig an Konzentration fehlte. Da unser letzter Lehrgang auch schon eine Weile her war, klappte die Absprache nicht auf Anhieb. So konnten die Österreicherinnen im ersten Spiel schnell einen Vorsprung aufbauen, den wir nicht mehr aufholen konnten. Man muss aber auch sagen, dass die Österreicherinnen eine ganze starke Leistung gezeigt haben. Die Abwehr stand top und konnte fast jeden Ball rausfischen. Aus dem Zuspiel, das fast immer perfekt an der Leine lag, konnten die Angreifer die Bälle direkt verwandeln. Mit dem 1:3 mussten wir uns schließlich geschlagen geben.
Ich denke aber im Nachhinein, dass die Niederlage unglaublich wichtig für den weiteren Turnierverlauf für uns war. So war die Motivation im Team um einiges gestiegen, wodurch wir die Vorrunde mit den folgenden Siegen über die Schweiz und die USA mit dem 2. Platz abschließen konnten.
Am Sonntag wartete dann die Schweiz auf uns im Halbfinale. Während die Österreicherinnen als Gruppenerster das wesentlich leichtere Halbfinale hatten, kamen wir besser in den Finaltag. Obwohl das Halbfinale deutlich mit 3:0 für uns ausging, war das Spiel kein Selbstläufer und unsere Generalprobe für das Finale. Mit gestärktem Selbstvertrauen wollten wir uns endlich für die Niederlage revanchieren. Daher starteten wir sehr gut ins Endspiel und konnten den ersten Satz  gewinnen. Im zweiten Satz antwortete Österreich jedoch mit der gleichen Präsenz wie im Vorrundenspiel zuvor und erkämpfte sich den Satzausgleich. In den zwei folgenden Sätzen haben wir nochmal alle Gas gegeben und wurden mit dem 3:1 mit der Revanche belohnt.


TV Brettorf: Gab es vor dem Finale eine andere Taktik, wie seid ihr nach der Vorrundenniederlage in das Endspiel gegangen?

Ida Hollmann: In der Vorrunde dominierte der österreichische Angriff mit lang und schnell geschlagenen Bällen durch die Mitte, weshalb wir in der Abwehr im Finale zentraler standen und auf diese Bälle eingestellt waren. Auch auf die Überraschungsschläge über die linke Seite waren wir vorbereitet, wodurch wir die Paradeschläge der Österreicherinnen leichter entschärfen konnten und diese gezwungen waren, andere Schläge auszuprobieren.
Unser Angriff sollte vermehrte Tempowechsel einbauen und viel über vorne spielen, da die Abwehr der Österreicherinnen im Vorrundenspiel kaum Bälle durchgelassen hat.
Was den Trainern allerdings am wichtigsten war, ist die Stimmung sowohl auf als auch neben dem Feld.


TV Brettorf: Wie waren deine Gefühle kurz nachdem der Matchball verwandelt war?

Ida Hollmann: Es war überwältigend. Bis zum Endspiel habe ich es nicht geschafft, ins Turnier zu finden. Durch das Vertrauen der Trainer durfte ich dennoch Teil der Startformation sein und konnte mit den Fans im Rücken endlich meine Leistung abrufen. Am Sonntag Morgen schwebte der Titelgewinn gefühlt noch außer Reichweite und ich hatte großen Respekt vor den Österreichern. Aber in solchen Spielen ist dann alles egal. Man fühlt sich wie im Tunnel. Alles, was zählt, ist der nächste Ball. Man denkt nicht mehr an den möglichen Titelgewinn, sondern will einfach den nächsten Punkt machen. Wenn es dann 10:8 steht, der letzte Punkt gemacht wird und seinen Mitspielerinnen in die Arme läuft, realisiert man erst, dass man es geschafft hat.

TV Brettorf: Lassen sich Vergleiche zum WM-Titel aus dem letzten Jahr feststellen oder ist dieser Titelgewinn nochmal komplett etwas anderes?

Ida Hollmann: In Verbindung mit dem WM-Titel, den wir vor nicht einmal einem Jahr geholt haben, ist es nochmal etwas anderes. Amtierender Jugend-Weltmeister und jetzt auch Europameister zu sein, ist unfassbar und es freut mich riesig, dass ich ein Teil dieses Teams sein durfte und hoffentlich noch nächstes Jahr sein darf.


TV Brettorf: Jetzt geht es zum Jugendlager – worauf freust du dich besonders?

Ida Hollmann: Ich freue mich darauf, Zeit mit dem Team zu verbringen und Kontakt mit den anderen Nationen zu knüpfen. Ein Highlight sind dann auch noch die offiziellen Länderspiele am Donnerstag.

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