Ida Hollmann: “Diese Saison wollen wir zur Deutschen Meisterschaft”

4. November 2021

Eine Woche nach den Männern startet am Sonntag auch die 1. Damen in die anstehende Bundesliga-Hallensaison 2021/22. Nach der durchwachsenen Bundesligasaison und den tollen Auftritten bei der Heim-DM haben wir vor dem Auftakt in Ahlhorn (Sonntag, 11 Uhr, gegen den Ahlhorner SV und TK Hannover) haben wir mit TVB-Abwehrspielerin Ida Hollmann über die Spielzeit auf dem Feld, die Ziele für die anstehende Hallensaison und ihre erste Weltmeisterschaft bei den Frauen gesprochen.

Frage: Was für eine verrückte Feldsaison für euer Frauenteam des TV Brettorf. Nach der ausgefallenen Spielzeit in der Halle habt ihr in der verkürzten Bundesligasaison eine einfache Spielrunde gespielt – und die lief mit Platz sieben sicherlich anders, als ihr euch das vorgestellt habt. Wie hast du die vier Spieltage erlebt? Was waren die Schwierigkeiten für euch?

Ida Hollmann: Mit unserer Saisonleistung während der Spieltage sind wir alle sehr unzufrieden. Auf keiner Position lief es wirklich rund. In der Abwehr fehlte uns die Stabilität und die Laufwege funktionierten nicht, im Zuspiel war keine Konstanz und mit dem Angriff konnten wir keinen Druck aufbauen und die Fehlerquote war zu hoch. Woran das gelegen hat, ist schwer zu sagen. Eigentlich waren wir top motiviert und hatten zwei super Trainer. Vielleicht lag es an der langen Wettkampfpause oder daran, dass wir uns sportlich nicht für die DM qualifizieren mussten. Wir wissen selbst nicht, wie dieser Aussetzer passieren konnte, ziehen aber unsere Lehre daraus.

Frage: Umso besser lief es bei der DM in Brettorf. Wie bewertest du euer sportliches Abschneiden bei der Heim-DM?

Ida Hollmann: Bei der Heim-DM starteten wir durch die durchwachsene Saisonleistung als Underdog und ich glaube keiner hat so wirklich mit uns gerechnet. Wir haben allerdings zwischen Rundenende und DM-Beginn intensiv trainiert und an unseren Schwächen gearbeitet. Tim und Christian haben sich da einiges einfallen lassen und wir sind mit einem guten Gefühl in die DM gestartet. Dass wir dann so souverän gegen den Vize-Südmeister aus Segnitz gewinnen konnten, haben wir im Vorfeld trotzdem nicht erwartet. Da lief dann endlich alles das, was während der Saison nicht funktioniert hat. Schade ist es, dass wir den Sprung aufs Treppchen nicht geschafft haben, aber mit Schneverdingen und Calw hatten wir die zwei Meister der Süd- und Nordrunde als Gegner und mussten uns in beiden Spielen geschlagen geben. Das Bronze-Spiel gegen Calw tut zwar noch etwas weh, aber im Großen und Ganzen sind wir sehr zufrieden mit der Leistung.

Frage: Wie groß war die Enttäuschung am Sonntag, dass ihr euch nicht mit einer Medaille belohnen konntet?

Ida Hollmann: Direkt nach dem Spiel war die Enttäuschung sehr groß. Wir sind schlecht in die Partie gestartet und konnten erst im dritten Satz den Anschluss finden. Im vierten Satz hatten wir sogar Satzbälle und konnten keinen verwandeln. Das war dann schon sehr enttäuschend. Wäre es zu einem fünften Satz gekommen, wäre das Spiel vielleicht anders ausgegangen…

Frage: Wie war es, die DM auf der „heimischen Anlage“ in Brettorf zu spielen?

Ida Hollmann: Es war echt ein Erlebnis. Mit der großen Tribüne und dem Ganzen drum herum war es eine hammer Atmosphäre. Das ganze Dorf war da und obwohl es eine DM unter Corona-Bedingungen war, fühlte es sich nicht so an. Die Stimmung der Fans war bombastisch, es war alles top organisiert und wir konnten es kaum erwarten endlich spielen zu dürfen. Das Gefühl während des Spielens war was komplett anderes, der Kampfgeist im gesamten Team war enorm, weil man das ganze Dorf hinter sich hatte. Das werde ich nie vergessen.

Frage: Für dich war die Feldsaison auch persönlich sicherlich eine ganz Besondere. Als erste Brettorferin überhaupt hast du ein A-Länderspiel für die Nationalmannschaft in einem Testspiel gegen die Schweiz bestritten. Was für eine Bedeutung hatte dieses Spiel für dich?

Ida Hollmann: Ich hab mich sehr darüber gefreut und war vor dem Spiel etwas nervös. Das Länderspiel fand während des Nominierungslehrgangs für die Weltmeisterschaft statt und war dementsprechend nochmal die Gelegenheit sich zu beweisen. Leider sind die Schweizerinnen ohne die beiden Hauptangreiferinnen angereist, weshalb das Spiel sportlich leider nicht ganz so besonders war.

Frage: Kurz darauf wurdest du in den Frauen-Kader zur Weltmeisterschaft in Grieskirchen berufen und hast mit dem Nationalteam den WM-Titel gewonnen. Wie hast du die Zeit mit der Weltmeistermannschaft erlebt? Wie groß war die Freude über den Titel?

Ida Hollmann: Die Zeit in Grieskirchen war echt cool. Mit der Mannschaft habe ich mich richtig gut verstanden. Mit ein paar der jüngeren Mädels hab ich schon einige Jugendmeisterschaften bestritten und mit dem Rest des Teams steht man auch beim Ligabetrieb ständig in Kontakt, daher hatte ich keine Bedenken, dass man sich nicht versteht. Wir sind durch die Lehrgänge und die Vorbereitungsmaßnahmen sehr als Team zusammengewachsen und hatten alle den Titel als Ziel vor Augen. Als unser Ziel dann erreicht war, war die Freude natürlich riesig. Für einige war es der vierte Titel für andere, wie auch mich, der erste. Aber trotzdem haben sich alle gleichermaßen gefreut und noch ausgiebig die Weltmeisterschaft gefeiert.

Frage: Mit dem TV Brettorf steht nun die erste Hallensaison seit zwei Jahren bevor. Wie gut siehst du euch vorbereitet?

Ida Hollmann: Das Vorbereitungsturnier in Brettorf lief mit dem 2. Platz gut. Die Trainingsleistung in der gesamten Trainingsgruppe ist seit Beginn des Hallentrainings richtig gut und daher denke ich, dass wir gut vorbereitet sind. Leider hat Tim den Entschluss gefasst, nicht mehr unser Trainer zu sein und wir müssen das Training selbst machen. Das ist natürlich nicht optimal und wir freuen uns über jede Unterstützung im Training. Trotzdem haben wir das beste aus der Situation gemacht und wollen von Anfang an mit einer starken Leistung in die Saison starten.

Frage: Nach dem Rückzug von Bayer Leverkusen kämpfen acht Mannschaften um die Plätze in der Tabelle. Mit welchen Zielen geht ihr in die Saison?

Ida Hollmann: Die Hallensaison liegt uns als Team etwas besser als die Feldsaison. Wir wollen uns auf jeden Fall in der oberen Hälfte der Tabelle wiederfinden und wollen zur Deutschen Meisterschaft in Moslesfehn. Dafür müssen wir wahrscheinlich 1. oder 2. in der Runde werden. Das wird nicht leicht, aber wir sind hochmotiviert.

Frage: Und wer wird im Kampf um die DM-Tickets die größte Konkurrenz sein?

Ida Hollmann: Wenn bei Schneverdingen alle fit sind, sehe ich dort die größten Konkurrentinnen. Auch die Ahlhornerinnen sind nicht zu unterschätzen. Mit dem frühzeitigen Ausscheiden bei der DM in Brettorf werden sie nicht zufrieden gewesen sein und deshalb noch motivierter in die Hallensaison gehen. Auch das Derby gegen die DM-Ausrichterinnen aus Moslesfehn ist immer spannend und wird eine Herausforderung.

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